In den USA wurden am 27.05.2016 die ersten Teil-Ergebnisse der Studie des National Toxicology Program (NTP), der bisher umfassendsten Tierstudie (Ratten) zu nicht-ionisierender Strahlung und Krebs, vorgestellt (Wyde et al. (2016)). Sie wurde von der Regierung der USA mit 25 Mio Dollar finanziert. Das Ergebnis der NTP-Studie: Mobilfunkstrahlung kann zu Tumoren führen. In der bestrahlten Gruppe der männlichen Ratten wurden Tumore (Schwannom, Gliom) gefunden, bei einer zusätzlichen Anzahl von Ratten präkanzerogene Zellveränderungen (Hyperplasie von Gliazellen). In der Kontrollgruppe entwickelten sich keine Tumore.
Auf fast keinem Gebiet ist die Studienlage so umfangreich und eindeutig wie zur Schädigung der Reproduktionsorgane (Hoden, Spermien, Eierstöcke, Embryo). 130 Studien (Stand Februar 2016) liegen vor: 57 zu den männlichen Organen, 73 zu den weiblichen. 13 systematische Überblicksstudien (Reviews) kommen zu dem Schluss, dass ein hohes Gefährdungspotential vorliegt. diagnose:funk hat dies in dem 24-seitigen Brennpunkt „Smartphones&Tablets schädigen Hoden, Spermien und Embryos“ (2016) dokumentiert. Eine Verminderung der Spermienanzahl und Spermienqualität weisen nach: Kumar et al. (2014), Li et al. (2010), Meo et al. (2011), Tas et al. (2014). Der vorherrschende Schädigungs- und Wirkmechanismus in den Spermien für verminderte Anzahl und Qualität ist eine Überproduktion von reaktiven Sauerstoffspezies.
Die Überproduktion von freien Radikalen führt u.a. zur Lipidperoxidation und zur Schwächung des körpereigenen Abwehrsystems, den Antioxidantien, dies weisen nach: Agarwal et al. (2009), Al-Damegh et al. (2012), Atasoy et al. (2012), DeIuliis et al. (2009), Ghanbari et al. (2013), Jelodar et al.(2013), Kesari et al. (2011&2012), Kumar et al. (2011&2012), Mailankot et al. (2009), Meena et al. (2013), Oksay et al. (2012), Sokolovic et al. (2015). DNA-Veränderungen und Brüche weisen nach: Avendano et al. ( 2012), DeIuliis et al.(2009), Gorpinchenko et al. (2014), Kumar et al. (2014), Rago et al. (2013). Eine Abnahme der Spermienmotiliät (Beweglichkeit) weisen nach: Agarwal et al. (2009), Avendano et al. (2012), Ghanbari et al. (2013), Gorpinchenko et al. (2014), Lucac et al. (2011). Defekte Spermienköpfe, Veränderung der Morphometrie, Abnahme der Bindungsfähigkeit wurden von Dasdag et al. (2015) , Falzone et al. (2011), Kesari et al. (2012), ein verminderter Testosteron-Gehalt wurde von Kesari et al. (2012) und Meo et al. (2010) nachgewiesen.
Der neue Bericht des Otto-Hug-Strahleninstituts „Unterschätzte Gesundheitsgefahren durch Radioaktivität am Beispiel der Radarsoldaten“ (Mämpel et al. (2015)) befasst sich u.a. auch mit den Wechselwirkungen von Radar- und Mobilfunkstrahlung:
„Die Exposition durch Radarstrahlen wurde bislang von offizieller Seite und von der Radarkommission nur dann für gesundheitsschädlich gehalten, wenn die Leistungsdichte der Strahlung im Gewebe zu einer messbaren Temperaturerhöhung führt. Inzwischen liegen jedoch zahlreiche Untersuchungen über Effekte durch den Mobilfunk vor, dessen hohe Frequenzen ebenfalls im Mikrowellenbereich liegen. Diese zeigen, dass es bei langanhaltender Exposition auch unterhalb der sogenannten Wärmeschwelle zu irreparablen und krankhaften Störungen wie zum Beispiel zu Unfruchtbarkeit kommen kann. Kombinationswirkungen zwischen der ionisierenden und der nicht-ionisierenden Strahlung sind ebenfalls als mögliche Ursache der multiplen Krankheitsphänomene anzusehen, die bei den Radarsoldaten und -beschäftigten zu beobachten sind.“ (S.9)
Diese Wechselwirkung bekommt aktuell große Bedeutung, nicht nur bei Anwohnern in der Nähe von Flughäfen und Militäreinrichtungen. Das selbstfahrende Auto soll sich über eine Kombination von Radar, LTE, WLAN, Bluetooth und GPS steuern, d.h. es wird zu einer neuen flächendeckenden Belastung von Mensch und Umwelt durch eine Kombination verschiedener Frequenzen kommen.
Der ATHEM REPORT Teil II der AUVA-Versicherung Österreich
Im August 2016 hat die österreichische Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) den ATHEM-Report II „Untersuchung athermischer Wirkungen elektromagnetischer Felder im Mobilfunkbereich“, veröffentlicht, durchgeführt an der Medizinischen Universität Wien. Ein Anlass der Untersuchung war, dass in Italien das Cassationsgericht Rom, die höchste Gerichtsinstanz, erstmals den Gehirntumor eines Managers auf sein häufiges Mobiltelefonieren zurückgeführt hat. Der Kläger erhält eine 80% Berufsunfähigkeitsrente.
Beim ATHEM-Projekt lag ein Schwerpunkt auf Labor-Untersuchungen zum zellulären Mechanismus möglicher gentoxischer Wirkungen. Die Humanexperimente ergaben, dass „die HF-EMF Exposition an Mundschleimhautzellen geringe gentoxische und zytotoxische Wirkungen hervorrufen kann. Bei Viel-Telefonierern fanden sich diskrete Hinweise auf die Kumulation der Wirkungen durch die Exposition“ (Zusammenfassung ATHEM – Report). Die in-vitro-Ergebnisse bestätigen das Risikopotential.